
GEO verstehen: Was generative Suche für B2B-Marketing bedeutet
Wer heute Inhalte fürs Netz produziert, schreibt längst nicht mehr nur für menschliche Leser oder Suchmaschinen-Crawler. Immer öfter ist das erste „Publikum“ eine KI. Systeme wie ChatGPT, Perplexity oder Googles Search Generative Experience (SGE) greifen auf Webinhalte zu, analysieren sie semantisch und fassen sie zu direkten Antworten zusammen. Sichtbarkeit entsteht so nicht mehr primär über Rankings, sondern über Erwähnungen in automatisch generierten Antworten. Genau hier setzt der Begriff „Generative Engine Optimization“ (GEO) an.
Doch was heißt das konkret für Unternehmen im B2B-Marketing? Und ist GEO wirklich eine neue Disziplin oder nur ein weiteres Buzzword?
Suchmaschinenoptimierung im Wandel: Was GEO von SEO unterscheidet
Der Grundgedanke ist nicht neu: Inhalte sollen auffindbar sein und gefunden werden. Doch das Zielsystem hat sich verändert. Während klassische SEO darauf abzielte, eine Website möglichst prominent in den organischen Suchergebnissen zu platzieren („Top 10 blaue Links“), will GEO erreichen, dass Inhalte von KI-Systemen wie ChatGPT oder der Google Search Generative Experience (SGE) als vertrauenswürdige Quelle herangezogen – und möglichst direkt zitiert – werden.
Klar strukturierte Inhalte, semantisch reichhaltige Formulierungen, maschinenlesbare Daten und ein hohes Maß an Vertrauenswürdigkeit werden zu zentralen Faktoren. Laut Walker Sands geht es bei GEO nicht mehr nur um Klicks, sondern um Relevanz in einem neuen ökosystemischen Kontext: dem der Antwortmaschinen.
Warum klassische SEO allein nicht mehr reicht
Google selbst treibt diese Entwicklung voran. Mit der Search Generative Experience (SGE) testet der Konzern derzeit ein neues Sucherlebnis: Statt der klassischen Linkliste erhalten Nutzer eine KI-generierte Zusammenfassung der Antwort – direkt oben auf der Seite, basierend auf mehreren Quellen. Die Suchmaschine wird zur Antwortmaschine. Gartner prognostiziert bereits einen Rückgang des klassischen Suchmaschinen-Traffics um 25 % bis 2026.
Parallel nutzen Millionen Menschen Systeme wie Perplexity oder Bing Chat, um sich nicht mehr nur Ergebnisse anzeigen, sondern Inhalte gleich zusammenfassen zu lassen.
Diese Entwicklung führt zu einer Verschiebung: Inhalte müssen nicht nur gut ranken, sondern in einem neuen Format funktionieren: dem der zusammenfassenden, interaktiven KI-Antwort.
Relevanz für B2B-Unternehmen – auch in IT, Tech, Pharma und Gesundheit
Gerade in B2B-Branchen mit erklärungsbedürftigen Produkten oder hoher regulatorischer Dichte wird diese Entwicklung spürbar. Wer komplexe Themen nicht klar und strukturiert vermittelt, wird von KI-Systemen leicht übergangendig istn oder im schlimmsten Fall falsch zusammengefasst.
Ein IT-Dienstleister, der seine Leistungen nur in Marketingfloskeln beschreibt, wird es schwer haben, in einer Antwort von Perplexity aufzutauchen. Ein Pharmaunternehmen, das seine Studienergebnisse nicht transparent und sauber strukturiert kommuniziert, läuft Gefahr, in Google SGE nicht genannt zu werden. Nicht schlimm? Doch. Denn wer in der generativen Suche nicht vorkommt, existiert in vielen Fällen schlicht nicht mehr im relevanten Informationsraum der Zielgruppe. Denn generative KI-Systeme prägen zunehmend, welche Informationen Menschen zuerst sehen – oft sogar exklusiv. Wer dort nicht genannt wird, taucht in der Wahrnehmung der Zielgruppe schlicht nicht auf. Sichtbarkeit verschiebt sich von Rankings zu Antworten – und das verändert das Spielfeld grundlegend. GEO ist also nicht optional, sondern eine strategische Notwendigkeit für Unternehmen, deren Zielgruppen sich immer häufiger über KI-basierte Systeme informieren.
GEO-Kritik: Buzzword oder berechtigter Paradigmenwechsel?
Natürlich gibt es auch Stimmen, die GEO als unnötiges Rebranding altbekannter SEO-Maßnahmen kritisieren. Und ja: Viele der geforderten Elemente – strukturierte Daten, Vertrauenssignale, semantische Klarheit – sind längst Bestandteil guter SEO-Praxis. Doch GEO verschiebt die Perspektive grundlegend: Während SEO darauf ausgerichtet ist, in einer Liste von Links sichtbar zu sein – also dort, wo Nutzer selbst entscheiden, worauf sie klicken –, zielt GEO darauf ab, direkt in den Antworten von KI-Systemen wie ChatGPT, Perplexity oder Google SGE aufzutauchen. Die Inhalte werden nicht mehr nur angeboten, sondern aktiv in die Antwort eingebaut. Wer dort nicht vorkommt, ist nicht Teil der Antwort – und in vielen Fällen auch nicht mehr Teil der digitalen Wahrnehmung.
Die Frage ist also nicht, ob GEO eine völlig neue Disziplin ist. Sondern, ob Marketingteams bereit sind, die Mechanismen der generativen Suche strategisch mitzudenken – und ihre Inhalte entsprechend aufzubereiten.
Fazit: GEO ist kein Buzzword – sondern ein Realitätstest für Content-Strategien
Ob man es nun Generative Engine Optimization nennt oder nicht: Die Tatsache, dass KI-Systeme Inhalte anders finden, auswerten und verwenden als klassische Suchmaschinen, ist nicht wegzudiskutieren. Für B2B-Unternehmen mit komplexen Themen bedeutet das: Nur wer Inhalte maschinen- und menschenverständlich aufbereitet, wird in der nächsten Generation der Suche überhaupt noch wahrgenommen.